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PM-Methodik

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Laterale Führung im Produktmanagement

Laterale Führung im Produktmanagement beginnt bei dir selbst

Gehirn mit darüberliegenden SCARF-Icons

Was versteht man unter lateraler Führung?

Laterale Führung beschreibt eine Form der Führung ohne formale Weisungsbefugnis, also ohne disziplinarische Macht. Statt über Hierarchie funktioniert sie über Vertrauen, Kommunikation, Einfluss und Beziehungsgestaltung. Als Produktmanager führst du oft genau so: Du koordinierst interdisziplinäre Teams, überzeugst Stakeholder, moderierst Konflikte – ohne „Vorgesetzter“ zu sein. Der laterale Führungsstil setzt daher auf Kooperation statt Kontrolle, auf Argumente statt Ansagen. Es geht darum, Menschen mitzunehmen, statt sie zu „managen“. Besonders in agilen Organisationen, in denen klassische Hierarchien zunehmend an Bedeutung verlieren, ist diese Führungsform essenziell.

Welche Beispiele gibt es für laterale Führung?

Laterale Führung zeigt sich im Alltag des Produktmanagements an vielen Stellen. Du überzeugst das Entwicklungsteam, eine technische Lösung zu priorisieren, obwohl du kein Vorgesetzter bist. Du koordinierst mit dem Vertrieb ein neues Feature-Rollout, obwohl du nicht weisungsbefugt bist. Du baust ein gemeinsames Verständnis mit UX auf – auf Augenhöhe. Oder: Du moderierst einen Stakeholder-Workshop, in dem unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, und findest mit Empathie und Struktur einen gemeinsamen Nenner. In all diesen Situationen führst du lateral: durch Klarheit, Empathie, Struktur und Überzeugungskraft.

Warum ist laterales Führen wichtig?

Laterale Führung macht 50 % (oder mehr) des Gesamterfolgs eines Produktmanagers oder einer Produktmanagerin aus.

Warum? Weil die besten Strategien, Roadmaps und Prozesse wenig bringen, wenn du dein Team nicht mitnehmen kannst. Ohne Orientierung, Vertrauen und klares Erwartungsmanagement scheitert die Umsetzung – und genau hier setzt die laterale Führung an.

Führung beginnt bei dir selbst

Doch was bedeutet Führung eigentlich für dich? Wann hast du dich das letzte Mal gefragt, wie du eigentlich wirkst? Was dich wirklich antreibt – und was dich aus der Spur bringt?

Selbstführung ist kein Buzzword, sondern dein Fundament, um als Produktmanager erfolgreich zu sein. Wenn du dich selbst nicht steuern kannst, wird es schwierig, andere zu motivieren oder ihnen Orientierung zu geben. Im komplexen Alltag eines PMs, in dem sich Prioritäten wöchentlich verschieben und alle an dir ziehen, brauchst du einen klaren inneren Kompass.

Selbstführung als Basis für die Laterale Führung

Aber was heißt eigentlich Selbstführung?

Kurz gesagt: Selbstführung ist dein persönlicher Anker und Voraussetzung für erfolgreiche laterale Führung. Je stabiler du in dir selbst bist, desto klarer kannst du nach außen wirken – und andere führen. Folgende Aspekte gehören dazu:

  • Deine Werte kennen und ihnen treu bleiben: Was ist dir wirklich wichtig – Unabhängigkeit, Wirkung, Teamgeist? Wenn du deine Entscheidungen an deinen Werten ausrichtest, bleibst du auch in stressigen Situationen klar und integer.
  • Reflektieren statt reagieren: Nicht jeder Trigger muss zu einer Reaktion führen. Wer sich selbst gut kennt, kann im entscheidenden Moment kurz innehalten, nachdenken und bewusst handeln – statt später zu denken: „Mist, meine Reaktion war nicht hilfreich.“
  • Verantwortung für deine Entwicklung übernehmen: Warten, bis dein Unternehmen dir ein Training bezahlt? Besser nicht. Selbstführung bedeutet, aktiv zu entscheiden, was du lernen willst – und dir die Wege selbst zu ebnen.
  • Mit Druck umgehen können, ohne auszubrennen: Produktmanagement ist oft Hochspannung. Selbstführung heißt, deine Grenzen zu kennen, bewusst Pausen einzubauen und dich nicht selbst zu überfordern – auch wenn der Kalender voll ist.

Das alles sorgt nicht nur für innere Stabilität – es macht dich als Führungspersönlichkeit greifbar und vertrauenswürdig.

Was Dir helfen kann: Erkenntnisse aus der Neuro-Leadership

Neuro-Leadership ist ein noch junges, aber rasant wachsendes Feld an der Schnittstelle von Hirnforschung, Psychologie und Management. Geprägt wurde es maßgeblich von David Rock, der den Begriff eingeführt hat. Die Grundidee: Wer versteht, wie das menschliche Gehirn funktioniert, kann besser führen. Auch sich selbst.

Denn viele Reaktionen im Arbeitsalltag – Widerstand, Misstrauen, Rückzug, Motivation, Begeisterung – sind keine rein rationalen Entscheidungen, sondern neurobiologisch geprägt. Führung heißt also nicht nur, logisch zu argumentieren oder Prozesse zu optimieren. Es heißt auch, die emotionalen und sozialen Dynamiken im Team zu erkennen und zu gestalten.

Neuro-Leadership nutzt aktuelle Erkenntnisse aus der Hirnforschung, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Was motiviert Menschen – und was triggert Widerstand?
  • Wie entsteht Vertrauen (und wie schnell kann es verloren gehen)?
  • Welche Umgebungen fördern klares Denken, Kreativität und Zusammenarbeit?

Dabei geht es nicht um Manipulation, sondern um Bewusstsein: Laterale Führung beginnt damit, zu verstehen, wie andere (und man selbst) ticken – gerade in komplexen, sozialen Kontexten wie dem Produktmanagement.

Ein besonders praxistaugliches Modell daraus ist das sogenannte SCARF-Modell. Es hilft dir, Führungsmomente bewusster wahrzunehmen – und gezielt Einfluss zu nehmen, ohne zu überfordern oder zu demotivieren.

Im nächsten Abschnitt lernst du, wie genau SCARF funktioniert und wie du es im Alltag einsetzen kannst.

Neuro-Leadership ist ein noch junges Feld, das Erkenntnisse aus der Hirnforschung für Führung und Zusammenarbeit nutzbar macht. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie Menschen in sozialen Situationen denken, fühlen und reagieren – und dieses Wissen gezielt in der Führung einzusetzen.

Ein zentrales Modell daraus: SCARF. Es hilft dir zu erkennen, welche psychologischen Grundbedürfnisse im Teamverhalten eine Rolle spielen und wie du diese gezielt ansprechen kannst.

SCARF: Was dein Gehirn über laterale Führung weiß

Das SCARF Modell hilft dir zu erkennen, welche psychologischen Grundbedürfnisse im Teamverhalten eine Rolle spielen und wie du diese gezielt mit lateraler Führung ansprechen kannst.

David Rocks SCARF-Modell bringt es auf den Punkt: Unser Gehirn reagiert auf soziale Situationen wie auf physische Bedrohungen – fight, flight oder freeze. Als PM kannst du mit dem SCARF-Modell besser verstehen, warum dein Team manchmal blockiert oder gestresst reagiert.

Die fünf SCARF-Faktoren, die im Business Context ein Wohlfühlen oder eine Stressreaktion auslösen können:

  • Status: Fühle ich mich gesehen?
  • Certainty: Weiß ich, worauf ich mich einstellen kann?
  • Autonomy: Habe ich Entscheidungsspielraum?
  • Relatedness: Gehöre ich dazu?
  • Fairness: Geht es hier gerecht zu?

Frag dich mal: Welche SCARF-Knöpfe drücke ich bei meinem Team – bewusst oder unbewusst? Kleine Impulse wie Lob (Status), klare Roadmaps (Certainty) oder Entscheidungsfreiheit im Sprint (Autonomy) können einen riesigen Unterschied machen.

Transaktionsanalyse: In welchem Modus bist du gerade unterwegs?

Manchmal ist man einfach „genervt“. Oder wird passiv. Oder ruft wie ein Lehrer durchs Team. Genau hier setzt die Transaktionsanalyse (TA) an. Sie hilft dir, dein eigenes Kommunikationsverhalten besser zu verstehen – und das deiner Kollegen.

Die drei Ich-Zustände:

  • Eltern-Ich: Belehrend oder fürsorglich, eher „von oben herab“
  • Kind-Ich: Trotz, Anpassung oder Verspieltheit
  • Erwachsenen-Ich: Klar, sachlich, reflektiert

Frage dich im nächsten Meeting: Reagiere ich gerade aus dem Erwachsenen-Ich – oder eher als kritischer Elternteil? Je bewusster du kommunizierst, desto konstruktiver läuft’s im Team.

Fazit: PM ohne laterale Führung? Undenkbar.

Laterale Führung ist kein Titel – sondern Verhalten. Gerade im PM, wo du viel ohne formale Macht bewegst, brauchst du eine starke innere Haltung, Kommunikation auf Augenhöhe und ein gutes Gespür für Menschen.

Modelle wie SCARF oder TA sind keine Theorie-Spielereien, sondern echte Werkzeuge, um deinen Führungsstil zu entwickeln. Und das Beste: Du kannst direkt anfangen.

Raus aus dem Training – und was nun?

Diese Übungen sind keine Raketenwissenschaft – aber sie helfen dir, das Gelernte wirklich in deinen Alltag zu bringen. Denn gute Führung beginnt nicht im Seminarraum. Sie beginnt bei dir – jeden Tag, in jedem Meeting, in jeder Entscheidung.

1. Mini-Retro für Selbstführung (15 Minuten/Woche)

  • Was ist mir gut gelungen?
  • Wo war ich nicht in meiner Kraft?
  • Was nehme ich mir für nächste Woche vor?

2. SCARF-Teamcheck (Workshopformat 45 Min.)

  • Jeder schätzt anonym ein: Wie stark sind Status, Certainty, Autonomy, Relatedness, Fairness erfüllt (Skala 1–5)?
  • Cluster auf dem Whiteboard (z. B. Miro) & gemeinsam reflektieren: Wo hakt’s? Was können wir anpassen?

3. TA-Selbstanalyse (Einzelübung oder im Coaching)

  • Welche Ich-Zustände erkenne ich bei mir?
  • Wie hätte ich in einer Situation aus dem Erwachsenen-Ich heraus anders agiert?

Egogramm Transaktionsanalyse: Übung mit Video und PDF.

4. Feedback-Routine etablieren – in 3 Minuten

Ziel: Vertrauen und Reflexion fördern, ohne großes Feedbacksystem.

Nach einem Refinement oder Review: Stelle nur drei Fragen in der Runde.

  1. Was lief gut?
  2. Was war zäh?
  3. Was können wir das nächste Mal anders machen?

5. „Führungsmomente“ sammeln – Micro-Journaling

Ziel: Dein eigenes Führungsverhalten sichtbar machen und weiterentwickeln.

Am Ende des Tages kurz notieren:

  • Wo habe ich heute geführt – ohne es zu merken?
  • Wo hätte ich klarer sein können?
  • Was hat gut funktioniert?

Nutzen: Du stärkst dein Bewusstsein und entwickelst deinen eigenen, authentischen Führungsstil weiter – Schritt für Schritt

Na, worauf wartest du?

Du hast noch Fragen oder bist unsicher, ob unser Training das passende für Dich und Deine Situation ist? Dann verabrede Dich direkt hier mit unserer Lead-Trainerin für ein 15-Minuten-Gespräch:

Icon Mastering Training Lateral Leadership

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