Wissen zum Produktmanager
|Tipps für Produktmanagement Einsteiger
Als Produktmanager in 90 Tagen zum Erfolg durchstarten…
Ein Beitrag von Ulrike Schwitzko, PM1 Certified Partner
Der Beginn eines neuen Jobs als Produktmanager kann sich anfühlen, als würdest Du dich auf eine Rafting-Tour begeben. Du stürzt dich in unbekannte Gewässer, in denen aufregende Stromschnellen dich warten. Die ersten 90 Tage sind entscheidend, um in diesen neuen Strömungen das Manövrieren zu lernen, Deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und das Vertrauen Deiner Mitstreiter zu gewinnen. Nach dieser Zeit solltest Du Dein Produkt aktiv steuern und echten Mehrwert für dein Unternehmen liefern. Entscheidend für Deinen Erfolg wird sein, wie schnell Du Deine persönliche Glaubwürdigkeit als auch ein tiefes Verständnis für Kundenbedürfnisse, Marktbedingungen und die eigene Produktlandschaft demonstrieren kannst.
Vorbereitung: Informiere Dich!
Bevor Du in Deinen neuen Job startest, solltest Du die externe Website, Wikipedia-Eintrag des Unternehmens sowie Pressemitteilungen überprüfen. Schaue Dir die LinkedIn-Profile Deines Chefs und des Unternehmens an und besuche die Websites der Wettbewerber. Diese Vorbereitungen geben Dir einen Überblick über das Umfeld, in dem Du arbeiten wirst, und helfen Dir, wichtige Informationen zu sammeln, die Du später nutzen kannst.
Der erste Tag:
„Hand-shake“ mit Stakeholdern
An Deinem ersten Tag ist es wichtig, vor allem zuzuhören, anstatt zu sprechen. Treffe so viele Leute wie möglich und denke daran, freundlich und offen auf die Menschen zuzugehen. Nutze die Gespräche, um herauszufinden, was von Dir erwartet wird.
Begrüße wichtige Stakeholder und plane nachfolgende Meetings. Nachdem Du Deine grundlegenden Werkzeuge wie Computer, Telefon, E-Mail und Intranet eingerichtet hast, plane aktiv Meetings für die nächsten Wochen. Diese Vorbereitung hilft Dir, schnell einsatzbereit zu sein und einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
Die erste Woche:
Arbeitsgrundlagen schaffen
Interne Netzwerke und Ressourcen etablieren
In der ersten Woche solltest Du sicherstellen, dass Du auf den richtigen internen Verteilerlisten stehst und Zugang zu allen für Dein Portfolio relevanten Datenquellen (ERP, CRM, Controlling-Dashboards, F&E Roadmaps, Kundenfeedback-Datenbank…usw) bekommst. Erkundige dich bei Kollegen nach externen Informationsquellen, wie Marktberichten, Analysen und Schlüsselkunden.
Aktives Stakeholder-Management
Identifiziere wichtige interne Meetings und die „Power Brokers“ im Unternehmen – die wichtigen Stakeholder, die Du beeinflussen musst. Stelle sicher, dass Du auf die Teilnehmerliste für diese Meetings kommst. Plane regelmäßige Abstimmungs-Meetings mit Deinem Chef und Deinen Kollegen, um sicherzustellen, dass Du auf dem richtigen Weg bist. Für alle Meetings in den ersten Wochen solltest Du signalisieren: „Ich bin hier, um zuzuhören und zu verstehen!“ Stelle viele Fragen und nutze Deinen „Welpenschutz“ der ersten Wochen, um an so viele Informationen wie möglich zu kommen.
Erste Schritte zum Produktwissen
Für Deinen Erfolg als Produktmanager ist es entscheidend, dass Du schnellstmöglich Deine Rolle als Produkt-Markt-Experte ausfüllen kannst. Ein effektiver Weg Dein Produktwissen in der ersten Woche zu vertiefen ist die Teilnahme an Produkt-Demos von verschiedenen Teams wie Vertrieb und Entwicklung, um die unterschiedlichen Perspektiven und Funktionen des Produkts zu verstehen. Studiere darüber hinaus alle vorhandenen Produktunterlagen.
Der erste Monat:
Expertise gewinnen
Einstieg in die Rolle des Produkt-Markt-Experten
Arbeite in den ersten Wochen kontinuierlich an der Vertiefung Deines Produkt-Markt-Wissens und versuche, an für Dich relevanten Schulungen teilzunehmen und Direkt mit Kunden zu interagieren, um deren Nutzungserfahrungen und Bedürfnisse besser zu verstehen und in die Produktentwicklung einzubeziehen. Plane auch diese Schulungen aktiv in Deinen Terminkalender ein. Sollte es sich terminlich ausgehen, wäre ein erster Besuch auf einer Fachmesse in den ersten Wochen ideal, um Deinen Markt kennenzulernen.
Neben des Produktwissens ist es auch wichtig, dass Du den Wertschöpfungsprozess Deiner Kunden verstehst. Dies bedeutet, sich darüber im Klaren zu sein, wie Deine Kunden Dein Produkt nutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen und Mehrwert zu schaffen. Sprich mit Deinen Kunden und versuche zu erkennen, welche Schritte in ihrem Arbeitsprozess am wichtigsten sind und wie dein Produkt diesen Prozess unterstützen kann.
Ein weiteres zentrales Element ist das Verständnis des Beschaffungsprozesses Deiner Kunden. Finde heraus, wie Kunden Dein Produkt erwerben, welche internen Genehmigungen notwendig sind und wer die entscheidenden Akteure im Einkaufsprozess sind. Dies kann von der ersten Kontaktaufnahme über Verhandlungen bis hin zum endgültigen Kaufvertrag reichen. Sprich mit dem Vertriebsteam und bestehenden Kunden, um ein klares Bild dieses Prozesses zu bekommen.
Zu wissen, welche Kriterien für Deine Kunden kaufentscheidend sind, ist essenziell. Diese können von Preis und Qualität über Lieferzeiten bis hin zu After-Sales-Service und technischer Unterstützung reichen. Identifiziere diese Kriterien durch Kundenumfragen, Feedbackgespräche und Wettbewerbsanalysen. Verstehe, welche Faktoren am stärksten die Kaufentscheidung beeinflussen und wie Dein Produkt in diesen Bereichen performt. Nutze diese Erkenntnisse, um dein Produkt und Deine Verkaufsstrategie gezielt zu optimieren.
Verstehe die „ausgesprochene“ Unternehmensstrategie und die Ziele.
Erste Schlüsselerkenntnisse & Feedback
Lege den Fokus Deiner Arbeit darauf zu verstehen, wie die Dinge in Deinem Unternehmen wirklich funktionieren. Um Deine bereits gesammelten Erkenntnisse zu Deinen Produkten, Strukturen und Prozessen genauer zu überprüfen, empfiehlt es sich, regelmäßig Feedback von den Stakeholdern einzuholen. Dieser Schritt ist entscheidend, um eine umfassendere Perspektive zu gewinnen und sicherzustellen, dass Deine zukünftigen Vorschläge und Entscheidungen auf fundierten Einsichten beruhen.
Strebe danach, einen nachweisbaren Erfolg bis zum Ende der vierten Woche zu haben. Sei jedoch mit der Präsentation Deiner Erkenntnisse umsichtig und wertschätzend und presche nicht zu stark voraus mit neuen Veränderungsideen. Diese Schritte helfen Dir, Dich schnell zu integrieren und erste Erfolge zu erzielen.
Nach Drei Monaten:
Das Steuer übernehmen
Prioritäten setzen, Prozesse verbessern und PM-Methodik anwenden
Bis zum Ende des ersten Quartals solltest Du herausgearbeitet haben, wie Du Deine Zeit priorisieren kannst und die wichtigsten Prozesse verbessern. Deine eigene PM-Entwicklungs-Roadmap hilft Dir dabei, die wichtigsten Initiativen und Meilensteine zu priorisieren.
Spätestens jetzt solltest Du mit Erstellung eines ersten Produktbusinessplans begonnen haben. Dieser Plan fasst Deine bereits gewonnen Informationen aus der Markanalyse strukturiert zusammen, legt die strategischen Ziele für Dein Produkt fest, beschreibt die Marktpositionierung und skizziert die geplanten Maßnahmen zur Erreichung der definierten Ziele. Indem Du den Businessplan frühzeitig startest, legst Du eine klare Richtung für Dein Produkt fest und stellst sicher, dass alle Teammitglieder und Stakeholder auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Der Plan dient Dir nicht nur als Leitfaden für die Produktentwicklung, sondern auch als Instrument zur Kommunikation und Abstimmung innerhalb des Unternehmens.
Zwischenergebnisse kommunizieren
Die regelmäßige Kommunikation von Zwischenzielen ist entscheidend für Deinen Erfolg und ein zentraler Aspekt in der Produktbusinessplanung. Wenn Du erarbeitete Inhalte zwischendurch klar kommunizierst, sind alle wichtigen Stakeholder auf dem gleichen Stand und können den Fortschritt besser verfolgen. Das fördert nicht nur die Transparenz, sondern stärkt auch ihr Engagement und ihre Motivation, da sie die Bedeutung Deiner Rolle im Gesamtprojekt verstehen.
Die Verwendung ausgewählter Tools aus dem Produktbusinessplan zur Visualisierung der Zwischenziele ist besonders hilfreich, um komplexe Informationen verständlich darzustellen. Ein Gantt-Diagramm, eine Roadmap oder Visualisierungen wie die BCG oder Price-Performance Matrix helfen Dir dabei, den Zeitplan, Meilensteine und Abhängigkeiten klar zu visualisieren.
Durch die regelmäßige Kommunikation von Zwischenzielen und die Nutzung entsprechender Visualisierungstools stellst Du sicher, dass dein Produktmanagement effektiv und effizient bleibt. Es fördert die Teamzusammenarbeit, verbessert die Transparenz und hilft Dir, fokussiert und motiviert zu bleiben, um die langfristigen Ziele für Dein Produkt zu erreichen.
Kunden- und Markt Expertise vertiefen
Stelle sicher, dass Du kontinuierlich an der Vertiefung Deines Produkt-Markt-Wissens arbeitest. Verwende mindestens 20% Deiner Arbeitszeit für strategisches Arbeiten. Werde der Kundenanwalt im Unternehmen und der unverzichtbare Experte mit einer klaren Vision für das Produkt.
Generiere sichtbaren Output und Mehrwert
Nach spätestens drei Monaten solltest Du einen ersten sichtbaren Output für den Vertrieb – Dein Nr. 1 Kunde im Unternehmen – generiert haben. Es ist essenziell, dass Du Deine Sichtbarkeit beim Vertrieb spürbar erhöhst. Sicherlich wirst Du es noch nicht geschafft haben, ein komplett neues Vertriebspaket erarbeitet zu haben, aber vielleicht schaffst Du es, Ihnen etwas Neues, speziell von Dir entwickeltes Tool zur Verfügung stellen. Beispiele für einen möglichen Output könnten z.B. Nutzenargumentationen, Fragen-Katalog (FAQ), Wettbewerbsvergleiche, eine spezifische Fallstudie, Demo-Skripts oder spezifische Verkaufspräsentationen, die auf die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen zugeschnitten sein.
Wichtig ist, dass Du Dich als verlässlicher Partner des Vertriebsteams positionierst. Somit stellst Du sicher, dass Deine Produkte effektiv verkauft werden. Du erhältst wertvolles Feedback aus erster Hand über Kundenbedürfnisse und Marktreaktionen, was Dir hilft, dein Produkt kontinuierlich zu verbessern und anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit ermöglicht es Dir auch, Vertriebsmitarbeiter zu befähigen, dein Produkt erfolgreich zu präsentieren und potenzielle Kunden zu überzeugen. So trägst Du aktiv zum Umsatzwachstum bei und stärkst die Bindung zwischen Produktentwicklung und Vertrieb.
FAZIT
Ein erfolgreicher Start in Deinem neuen Job als Produktmanager hängt von Deiner Fähigkeit ab, schnell zu lernen, effektiv zu kommunizieren und strategisch zu handeln. Halte dich an diese Schritte, um sicherzustellen, dass Du die ersten 90 Tage optimal nutzt und bereit bist, dein Produkt und dein Team zum Erfolg zu führen. Viel Erfolg bei Deiner Rafting-Tour!
Du möchtest die geballte Ladung an Methoden-Wissen für Deinen Einstieg als PM?
In unserem Produktmanager Grundausbildung PM1 Produktmanager Boot Camp sorgen wir dafür, dass Du in kürzester Zeit mit allen wesentlichen Bausteinen des Produktmanagements vertraut wirst und als PM-Professional durchstartest.
Das könnte Dich auch Interessieren
Wissen zum Produktmanager
|Produktmanagergehalt – wie Du das Maximum rausholst
Wissen zum Produktmanager
|Der Unterschied zwischen Produktmanager und Product Owner
Wissen zum Produktmanager
|