PM-Methodik
|Strategische Business Innovation
Product Strategy meets Business Innovation
Ein Beitrag von Thomas Bauch, Geschäftsführer PM1
In Zeiten dynamischer Märkte und rasanten technologischen Fortschritts stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich zu sichern und auszubauen. Produktmanager spielen eine zentrale Rolle in diesem Prozess, indem sie innovative Ansätze entwickeln und umsetzen, die sowohl die Produktstrategie als auch die Geschäftsentwicklung vorantreiben.
In diesem Artikel haben wir verschiedene innovative Ansätze beleuchtet, mit denen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können.
Inhalte auf einen Blick
- Methoden und Konzepte für Geschäftsmodell-Anpassungen
- Gesamt-Leistungsangebote mit dem Service as a Business“ Ansatz
- Wertorientierte Preisgestaltung mit Value Based Pricing
- Total Cost of Ownership Ansatz
- Blue Ocean Strategie – Neue Märkte erschließen
- Portfolio Digitalisierung
- Geschäftsprozess Digitalisierung
Methoden & Konzepte für Geschäftsmodell-Anpassungen
Die Anpassung oder Änderung des Geschäftsmodells ist oft notwendig, um sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen und neue Einnahmequellen zu erschließen. Traditionelle Geschäftsmodelle stoßen in der heutigen schnelllebigen Welt häufig an ihre Grenzen, und innovative Ansätze können den Unterschied zwischen stagnierendem und wachsendem Geschäft ausmachen.
Methoden und Tools
- Business Model Canvas: Ein strategisches Management-Tool, das es ermöglicht, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder bestehende zu optimieren. Es hilft dabei, die Schlüsselkomponenten eines Geschäftsmodells zu visualisieren.
- Lean Startup Ansatz: Dieser Ansatz fördert das schnelle Testen und Anpassen von Geschäftsmodellen, um Unsicherheiten zu reduzieren und schneller auf Kundenfeedback zu reagieren.
Geschäftsmodell-Anpassungskonzepte
- Fee-Per-Use Modell: Kunden zahlen nur für die tatsächliche Nutzung eines Produkts oder einer Dienstleistung. Dies reduziert die Einstiegshürden für Kunden und kann zu höherer Nutzung und Zufriedenheit führen.
Beispiel: Carsharing-Dienste, bei denen Nutzer pro gefahrene Kilometer oder Minute bezahlen.
- Abonnement-Modell (Subscription): Regelmäßige Einnahmen durch Abonnements bieten finanzielle Stabilität und ermöglichen es Unternehmen, kontinuierlich Dienstleistungen oder Produkte zu liefern.
Beispiel: Streaming-Dienste wie Netflix oder Software-as-a-Service (SaaS) Angebote wie Microsoft Office 365.
- Freemium-Modell: Grundlegende Dienstleistungen oder Produkte werden kostenlos angeboten, während für Premium-Funktionen bezahlt werden muss.
Beispiel: Spotify, das eine kostenlose Basisversion und eine kostenpflichtige Premium-Version anbietet.
- Betreibermodell (Operator Model): Das Unternehmen bleibt Eigentümer des Produkts und bietet es als Dienstleistung an, inklusive Wartung und Support. Dies kann langfristige Kundenbindung fördern und zusätzliche Einnahmequellen erschließen.
Beispiel: Maschinenbauunternehmen, die ihre Maschinen nicht verkaufen, sondern als Service anbieten.
- Plattform-Modell: Schaffung einer Plattform, die Anbieter und Nachfrager zusammenbringt und durch Transaktionsgebühren oder Werbung Einnahmen generiert.
Beispiel: Airbnb, das eine Plattform für Unterkunftsvermietung bereitstellt.
- Marktplatz-Modell: Ein digitaler oder physischer Marktplatz, auf dem verschiedene Anbieter ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten können.
Beispiel: Amazon, das als Online-Marktplatz für verschiedene Händler dient.
- Lizenzierungsmodell: Unternehmen verkaufen Lizenzen zur Nutzung ihrer Technologien, Produkte oder Marken.
Beispiel: Softwareunternehmen, die Lizenzen für die Nutzung ihrer Software an andere Unternehmen verkaufen.
- Affiliate-Modell: Einnahmen durch Provisionen für die Vermittlung von Kunden an andere Unternehmen.
Beispiel: Websites, die Produkte empfehlen und dafür eine Provision erhalten, wenn diese Produkte über ihre Links gekauft werden.
- Razor-and-Blades Modell: Verkauf eines Basisprodukts zu einem niedrigen Preis und Generierung von Einnahmen durch den Verkaufvon ergänzenden Produkten oder Verbrauchsmaterialien.
Beispiel: Drucker und Druckerpatronen, Nespresso Maschinen und Kapseln
- Franchise-Modell: Erweiterung des Geschäfts durch Vergabe von Lizenzen an Franchisenehmer, die das Geschäftsmodell unter der Marke des Unternehmens betreiben.
Beispiel: Fast-Food-Ketten wie McDonald’s.
- Data Monetization Modell: Nutzung und Verkauf von Daten, die durch die Nutzung von Produkten oder Dienstleistungen generiert werden.
Beispiel: Social Media Plattformen wie Facebook, die Nutzerdaten für gezielte Werbung verwenden.
- On-Demand Modell: Bereitstellung von Produkten oder Dienstleistungen auf Abruf, oft durch digitale Plattformen.
Beispiel: Essenslieferdienste wie Uber Eats oder Lieferando.
- Pay-What-You-Want Modell: Kunden können den Preis selbst bestimmen, oft mit einem Mindestpreis oder einer empfohlenen Spende.
Beispiel: Einige Museen und Non-Profit-Organisationen nutzen dieses Modell.
- Crowdsourcing Modell: Nutzung der kollektiven Intelligenz und Kreativität einer großen Gruppe von Menschen zur Entwicklung von Produkten oder Lösungen.
Beispiel: Plattformen wie Kickstarter zur Finanzierung von Projekten durch Crowdfunding.
- Circular Economy Modell: Fokus auf Nachhaltigkeit durch Wiederverwendung, Recycling und Wiederaufbereitung von Produkten.
Beispiel: Unternehmen, die gebrauchte Produkte zurückkaufen, aufbereiten und erneut verkaufen.
Diese Geschäftsmodell-Ansätze bieten vielfältige Möglichkeiten, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern und sich an die dynamischen Marktbedingungen anzupassen. Durch die Auswahl und Anpassung des passenden Modells können Unternehmen neue Einnahmequellen erschließen und langfristig erfolgreich bleiben.
Service as a Business: Gesamt-Leistungsangebote
Die Bündelung von Produkten und Dienstleistungen zu einem umfassenden Leistungsangebot ermöglicht eine neue Marktpositionierung und schafft zusätzlichen Wert für den Kunden. Dieser Ansatz kann helfen, die Kundenbindung zu erhöhen und die Differenzierung von Wettbewerbern zu stärken.
Methoden und Tools
- Service Design Thinking: Ein kreativer Ansatz zur Entwicklung neuer Dienstleistungen, der die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden in den Mittelpunkt stellt.
- Customer Journey Mapping: Diese Methode hilft dabei, die Interaktionen des Kunden mit dem Unternehmen zu verstehen und mögliche Optimierungspotenziale zu identifizieren.
Konzepte
- Full-Service Angebote: Kombination von Produkten und Dienstleistungen zu einem integrierten Angebot, das den gesamten Bedarf des Kunden abdeckt.
- Managed Services: Langfristige Dienstleistungen, die den Betrieb, die Verwaltung und die Wartung von Produkten umfassen, um dem Kunden eine vollständige Lösung zu bieten.
- Preventive und Predictive Maintenance: Preventive Maintenance (präventive Instandhaltung) und Predictive Maintenance (vorausschauende Instandhaltung) sind zwei unterschiedliche Ansätze zur Wartung von Maschinen und Anlagen, die jeweils in speziellen Wartungsverträgen geregelt werden können.
- Shared Value Service Agreements (SVSAs) sind Vereinbarungen zwischen Dienstleistern und Kunden, die darauf abzielen, gemeinsamen Nutzen zu schaffen, anstatt nur traditionelle Dienstleistungen gegen Bezahlung anzubieten. Diese Art von Verträgen basiert auf dem Konzept, dass beide Parteien gemeinsam an der Wertschöpfung arbeiten und sich die Vorteile teilen. Das Ziel ist es, eine Win-Win-Situation zu schaffen, bei der sowohl der Dienstleister als auch der Kunde von der Partnerschaft profitieren.
Value Based Pricing: Wertorientierte Preisgestaltung
Wertbasiertes Pricing setzt voraus, dass der Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung auf dem wahrgenommenen Wert für den Kunden basiert. Diese Methode kann zu höheren Margen und einer besseren Ausnutzung der Zahlungsbereitschaft der Kunden führen.
Methoden und Tools
- Value Proposition Canvas: Ein Tool zur Identifikation und Visualisierung des Kundennutzens, das hilft, den Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung besser zu verstehen.
- Kundenbefragungen und -interviews: Direkte Rückmeldungen von Kunden können wertvolle Einblicke in deren Wertvorstellungen und Zahlungsbereitschaft geben.
Konzepte
- Nutzenkommunikation: Klare Kommunikation des Mehrwerts und der Differenzierungsmerkmale des Produkts, um den wahrgenommenen Wert zu erhöhen.
- Segmentierung: Identifikation und Ansprache verschiedener Kundensegmente mit unterschiedlichen Preisbereitschaften.
Total Cost of Ownership Ansatz: Lebenszyklus-Betrachtung
Der Total Cost of Ownership (TCO)-Ansatz verlagert den Fokus vom reinen Maschinenpreis auf die Gesamtkosten über den Lebenszyklus eines Produkts. Dies umfasst Anschaffung, Betrieb, Wartung und Entsorgung.
Methoden und Tools
- TCO-Kalkulatoren: Software-Tools, die es ermöglichen, die Gesamtkosten eines Produkts über dessen Lebenszyklus hinweg zu berechnen.
- Lifecycle Cost Analysis (LCCA): Eine Methode zur Bewertung der langfristigen Kosten eines Produkts, die Anschaffung, Betrieb, Wartung und Entsorgung berücksichtigt.
Konzepte
- Langfristige Kundenbindung: Durch die Betonung der Lebenszykluskosten kann eine engere Bindung an den Kunden erreicht werden, da dieser den langfristigen Nutzen des Produkts erkennt.
- Service- und Wartungsverträge: Angebote für regelmäßige Wartung und Support, um die Gesamtkosten für den Kunden zu senken und gleichzeitig zusätzliche Einnahmen für das Unternehmen zu generieren.
Blue Ocean Strategie: Neue Märkte erschließen
Die Blue Ocean Strategy zielt darauf ab, durch die Schaffung neuer Märkte und Angebote die Vergleichbarkeit mit Wettbewerbern zu eliminieren. Dies erfordert innovative Denkansätze und eine radikale Neuausrichtung des Produktportfolios.
Methoden und Tools
- Value Innovation: Der Kern der Blue Ocean Strategy, bei dem sowohl der Nutzen für den Kunden als auch die Kostenstruktur simultan optimiert werden.
- Strategie-Leinwand: Ein Tool zur Visualisierung der aktuellen Marktposition und zur Identifikation von Möglichkeiten zur Schaffung neuer Markträume.
Konzepte
- Neue Kundensegmente: Identifikation und Erschließung neuer Kundensegmente, die bisher nicht angesprochen wurden.
- Innovative Produktmerkmale: Entwicklung einzigartiger Produktmerkmale, die den Wettbewerb überflüssig machen.
Digitalisierung des Produktportfolios
Die Digitalisierung ermöglicht es, neue, kosteneffiziente und wettbewerbsfähige Leistungsbündel zu schaffen. Durch den Einsatz digitaler Technologien können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen erweitern und verbessern.
Methoden und Tools
- Internet of Things (IoT): Vernetzung von Geräten und Systemen, um zusätzliche Funktionalitäten und Dienstleistungen zu bieten.
- Big Data und Analytics: Nutzung großer Datenmengen zur Optimierung von Produkten und Dienstleistungen sowie zur Schaffung neuer Geschäftsmodelle.
Konzepte
- Smart Products: Produkte, die durch digitale Technologien erweitert werden und zusätzliche Funktionen bieten, wie z.B. Fernüberwachung und -wartung.
- Digitale Services: Zusatzservices, die durch Digitalisierung ermöglicht werden, wie z.B. Echtzeit-Datenanalysen und personalisierte Empfehlungen.
Geschäftsprozess Digitalisierung
Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse bietet erheblichen Mehrwert für den Kunden. Automatisierung, Datenanalyse und vernetzte Systeme verbessern die Effizienz, Reaktionsfähigkeit und Personalisierung der Dienstleistungen.
Methoden und Tools
- Business Process Management (BPM): Methoden und Tools zur Analyse, Gestaltung, Implementierung und Überwachung von Geschäftsprozessen.
- Robotic Process Automation (RPA): Einsatz von Software-Robotern zur Automatisierung repetitiver Aufgaben.
Konzepte
- Automatisierte Kundenservices: Einsatz von Chatbots und anderen automatisierten Systemen, um den Kundenservice zu verbessern und zu beschleunigen.
- Personalisierte Angebote: Nutzung von Datenanalysen zur Erstellung maßgeschneiderter Angebote und Dienstleistungen, die genau auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind.
Fazit
In einer Zeit, in der sich Märkte ständig verändern, müssen Unternehmen flexibel und innovativ bleiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Produktmanager sind gefordert, die strategischen Rahmenbedingungen ihres Unternehmens zu hinterfragen und neue Wege zu finden, um den Kunden einen höheren Wert zu bieten. Die in diesem Whitepaper beschriebenen Ansätze bieten wertvolle Impulse, wie dies gelingen kann. Durch die Anpassung des Geschäftsmodells, die Bündelung von Produkten und Dienstleistungen, wertorientierte Preisgestaltung, Lebenszyklus-Betrachtungen, die Erschließung neuer Märkte, Digitalisierung des Produktportfolios und die Digitalisierung von Geschäftsprozessen können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken.
Erfahre, wie Deine Peers das Thema Business Innovation in die Praxis umsetzen.
Bei unserem PM1 Summit 2024 haben wir das Thema „Product Strategy meets Business Innovation“ zum Leitthema gemacht. Wir freuen uns auf die Erfahrungsberichte, Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten unserer Kunden und den interaktiven Austausch im Kreis der PM1 Community.
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